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Additive Manufacturing Blog

Mobile Produktionseinheit für Kliniken

15. November 2022 | Lesezeit: 2 Min
Seit 2020 unterstützen wir das auf den 3D-Druck in der Medizin spezialisierte Start-up Med in Town aus dem französischen Saint-Étienne bei der Entwicklung einer duplizierbaren Mikrofabrik. Mit dieser mobilen Produktionseinheit lassen sich Medizinprodukte in unmittelbarer Nähe zu medizinischen Versorgungszentren herstellen. Dank des großen Erfolgs dieser Initiative sieht sich unser Kunde nun in der Lage, international zu expandieren und sein Geschäft zu diversifizieren.  

MikroFabrik für Medizinbedarf

Med In Town wurde vor zwei Jahren mit dem Ziel gegründet, medizinische Einrichtungen bedarfsgerecht mit Material zu beliefern, das den einschlägigen Normen und Zertifizierungen entspricht. Krankenhäuser und andere Gesundheitseinrichtungen haben einen wachsenden Bedarf an sterilem Material für den OP-Bereich. Dabei trägt der Lieferant die Verantwortung für das Material, von der Herstellung, die häufig weit entfernt stattfindet, bis dieses den Operationssaal erreicht und vom medizinischen Personal verwendet werden kann.

Um den insbesondere während der COVID-Pandemie gestiegenen Materialbedarf unter Einhaltung der geltenden Normen decken zu können, hat sich Med In Town überlegt, die Produktion näher an die Verbrauchsstätte zu verlagern. Die erste Idee war, sich direkt in ausgewählten medizinischen Versorgungszentren niederzulassen. Aber dann fand unser Kunde eine flexiblere Lösung: eine mobile Einheit zur additiven Fertigung, die in einem Schiffscontainer untergebracht ist und sich so je nach Bedarf an einen anderen Standort bringen lässt. 

EOS gehört zu den Marktführern für die polymerbasierte additive Fertigung von medizinischen Geräten. Wir haben eine bahnbrechende Innovation angestrebt und wollten dabei kein unnötiges Risiko eingehen; daher haben wir EOS hinzugezogen. Da das Konzept von duplizierbaren Fertigungsinseln ein Projekt von internationaler Tragweite ist, war es uns wichtig, bei der Entwicklung unserer MicroFactory mit einem weltweit führenden Partner zusammenzuarbeiten.
Jérôme Prêcheur, Med In Town Gründer

Eine erste fertige MicroFactory hat Anfang 2022 ihren Betrieb aufgenommen und fertigt chirurgische Führungen für die Osteotomie, die Tumorresektion oder das Einsetzen orthopädischer Implantate.

Der nächste Schritt besteht darin, Einwegschienen zu fertigen, um eine bedarfsgerechte Versorgung sicherstellen zu können.

Schnelle, bedarfsgerechte Produktion für Krankenhäuser

Durch die Einrichtung der MicroFactory für Gesundheitszentren gewährleistet Med In Town eine schnelle, qualifizierte und bedarfsgerechte Fertigung. Dabei können auch die Bedarfe und Ressourcen verschiedener Einrichtungen zusammengelegt werden. Eine erste MicroFactory wurde Ende 2021 entwickelt. Die Produktionskapazitäten lassen sich im Einklang mit den einschlägigen Qualitätsnormen (ISO, europäische Normen und Vorschriften der US-amerikanischen FDA) und in Kooperation mit autorisierten Herstellern an den jeweiligen Bedarf (Abstrichtupfer, chirurgische Instrumente usw.) anpassen. 

Die MicroFactory basiert auf technischen Modulen, wodurch sich diese Fertigungseinheiten leicht reproduzieren lassen. Dieser flexible Ansatz erlaubt es unserem Kunden, sein Geschäft international auszubauen und seine Verfahren zu diversifizieren und mit Unterstützung von EOS auch andere Industrien zu beliefern.

Da sich die Fertigungseinheit je nach Bedarf kundenspezifisch „zusammensetzen“ lässt, ist die Lösung von Med In Town auch für andere Branchen von Interesse. In der Industrie kann die Lösung von Med In Town beispielsweise den Bereich der Mikroproduktion revolutionieren. So können Produkte ohne externe Zulieferer und ohne zusätzliche Transportkosten und in kleinen Losgrößen gefertigt werden. Mit der mobilen Produktionseinheit kann die Industrie Bauteile direkt, bedarfsgerecht und umweltschonend herstellen, wobei sich die Produktionskosten dank der additiven Fertigung minimieren und Rohstoffe systematisch einsparen lassen.   

Eine 30m2 große mobile Produktionseinheit umfasst zwei 3D-Druck-Systeme des Typs Formiga P 110 velocis, das für seine Vielseitigkeit, Präzision und Robustheit bekannt ist – allesamt wesentliche Kriterien für das Projekt des französischen Start-ups. Über diese kleine Fabrik, die sich je nach Bedarf der medizinischen Einrichtung einrichten und vergrößern lässt, kann Cloud-Manufacturing flexibel von jedem Ort aus genutzt werden. 

Die erste MicroFactory fertigt Einweginstrumente aus PA 2200. Bauteile aus diesem Werkstoff zeichnen sich durch gute Chemikalienbeständigkeit aus und können für den Lebensmittelkontakt zertifiziert werden.

Die Weiterentwicklung der Technologie und der Werkstoffe durch EOS eröffnet uns interessante Chancen für die Zukunft unserer Anwendung. Dank der Modularität der von EOS angebotenen Werkstoffe lässt sich das Konzept erweitern, um sowohl implantierbare als auch resorbierbare Materialien herzustellen.

Jérôme Prêcheur, Gründer von Med In Town